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Das „strahlendste Kind auf der Station“
Starke Schmerzen waren neun Jahre lang sein ständiger Begleiter – schon im Kindergarten. Als Siebenjähriger erhielt Felix aus Osnabrück dann die Diagnose Migräne. Am Schulunterricht konnte er nur bedingt teilnehmen, was zum Mobbing durch seine Mitschüler führte.
Im Christlichen Kinderhospital Osnabrück (CKO) gibt es seit 2020 ein Kinderschmerzzentrum. Hier wurde Felix erfolgreich geholfen, der an zwei verschiedenen Kopfschmerzformen leidet - Spannungskopfschmerz und Migräne.
Er hat eine wahre Tortour hinter sich und ist nun auf einem guten Weg. Ganz heilbar ist die Migräne nicht, aber bei Felix konnte sie gelindert werden.
Chronischer Schmerz ist nicht selten
In Deutschland sind rund 350.000 Kinder und Jugendliche betroffen. Sie und ihre Familien sind häufig schwer belastet. Unbehandelt kann chronischer Schmerz ein ganzes Leben lang bleiben. Das CKO-Kinderschmerzzentrum ist auf chronische Schmerzen spezialisiert und behandelt diese multidisziplinär. Es hilft Kindern und Jugendlichen, den Schmerz zu lindern oder ganz zu besiegen und den Alltag wieder unbeschwert gestalten zu können.
Häufig stellen sich Kinder und Jugendliche mit chronischen Kopf- oder Bauchschmerzen, Schmerzen an Muskeln und Gelenken oder bei organischen Erkrankungen vor. Es erfolgt dann eine ausführliche Beratung über Entstehung und Aufrechterhaltung von chronischen Schmerzen, über schmerzphysiologische Zusammenhänge und eine individuelle Therapie.
Therapie im CKO
Auf die Therapiemöglichkeit im CKO war Felix 2023 von seinem Kinderarzt aufmerksam gemacht worden. Das war ein Segen für ihn. Denn die Schmerzen waren irgendwann so stark und seine Fehlzeiten in der Schule so hoch, dass er nur noch froh war, dass er ins CKO kam und etwas passieren konnte.
Wenn der Alltag wegen der Schmerzen schwer beeinträchtigt ist und die ganze Familie leidet, kann ein stationärer Aufenthalt sinnvoll sein. So war es auch bei Felix, „der eine chronische Schmerzstörung entwickelt hatte“, sagt Dr. Heike Zabel, Oberärztin und Schmerztherapeutin im CKO-Kinderschmerzzentrum. Bei ihm funktioniere die Verarbeitung von Schmerzsignalen im Gehirn nicht mehr richtig. Er spüre Spannungskopfschmerzen dadurch viel schneller und extremer als andere Kinder. Seine komplette Aufmerksamkeit sei darauf gerichtet gewesen, Schmerz schon im Ansatz zu erfühlen. Die Therapie setze darauf, die Filterfunktion des Gehirns wieder auf „normal“ zu stellen. So sei es möglich, den Spannungskopfschmerz fast auf null zu bringen.
Migräne brauchte andere Therapieformen
Migräne begleite den Patienten lebenslang, „aber wir können die Frequenz ändern“, erläutert Dr. Zabel. Bei Felix habe das hervorragend geklappt. Er war dann das strahlendste Kind auf der Station. Und er wäre gerne noch länger als 13 Wochen geblieben.
„Wichtig ist, dass die Familie von Anfang an involviert wird und gemeinsam mit dem Patienten im Umgang mit chronischen Schmerzen geschult wird“, sagt die Oberärztin. „In mehreren Stufen sollen die Kinder und Jugendlichen zurück in den Alltag finden, dazu gehören auch Belastungserprobungen im häuslichen Umfeld.“
Das gelte auch für die Schule: Dort gibt es einen Raum, den auch andere Kinder nutzen können, den Raum der Schulsozialarbeit, in dem Felix sich hinlegen kann, wenn es wieder zu Anfällen kommen sollte. Die Mitschüler verstanden das zunächst nicht, ebensowenig seine häufigen Fehlzeiten. Sie dachten, er mache blau. Irgendwann entwickelte er mit den Therapeuten den Plan, seinen Mitschülern ausführlich zu erklären, was mit ihm los war. Das war ein Teil der Therapie und es half, die Mitschüler verhielten sich anders, mitfühlender. Einige Mitschüler besuchten ihn auch während seiner Therapie im CKO.
Die Schule habe ihn und die Familie zu jedem Zeitpunkt voll unterstützt, berichtet Felix Vater. Felix konnte alles nachholen und wurde auch am CKO gut geschult.
Eingliederung als wichtiger Baustein
„Toll, dass Felix und seine Eltern bereit waren, sich auch auf einen längeren Zeitraum einzulassen",so Dr. Pierre W. Kemna, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut. Felix habe Selbstregulation gelernt und Ausstiegspunkte gefunden, um aus dem Teufelskreis auszusteigen. Aus seinem passiven Aushalten des Schmerzes sei ein aktives Entgegentreten geworden. Für jeden Patienten im Schmerzzentrum werde ein individueller Therapieplan nach seinen Bedürfnissen erstellt.
Der Junge wurde selbst zum Experten für seinen Kopfschmerz. Er lernte, den Unterschied zu spüren zwischen Migräne- und Spannungskopfschmerz. Und er bekam Methoden an die Hand, wie Spannungskopfschmerz erst gar nicht entsteht oder gelindert werden kann: ganz anders als Migräne nämlich durch Ablenkung, Entspannungsübungen und Bewegung. Die Medikation für die Migräne wurde optimal für Felix eingestellt. Felix hat nun nur noch rund einmal die Woche Migräne - vorher waren es bis zu viermal.
„Wir fühlen uns im CKO gut aufgehoben“, sagt seine Mutter, das gilt auch für die Ambulanz, die er weiterhin regelmäßig besucht. „Unsere Erfahrungen sind durchweg positiv“, sagt Felix Vater, deshalb würde er sich freuen, wenn auch andere Kinder und Jugendliche mit Schmerzen von dem Angebot profitieren könnten.
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